„Systemüberwindung und Widerstand“ – der Wille zur Gewaltherrschaft kann recht unterschiedlichen Ausdruck finden, bspw.: so, so, so und auch so.
Die zukünftigen Tyrannen sind diejenigen, die in guten Zeiten darauf verweisen, dass die schlechten kommen werden (die jetzigen also gar nicht wirklich gut sein können, wenn sie in schlechten münden) und in schlechten darauf, dass man sich nur mal mit offenen Augen umschauen müsse, um das ganze Elend zu sehen. Sie treibt die Lust am Ausnahmezustand. Wenig Schöneres kennen sie, als Destabilisierung. Sie wollen es krachen lassen. Alles sei besser als der Status quo.
Unsere Systemüberwinder von rechts und links haben ihre Widersacher nicht in den Spiegelgestalten der Gegenseite, sondern in folgender Position:
Man müsse in guten Zeiten nur ehrlich die Wirklichkeit betrachten, um einzusehen, wie gut im Grunde die Welt eingerichtet sei, wohingegen die schlechten Zeiten nicht eigentlich schlecht sein können, wenn sie von sich aus (Gleichgewichtstheorie) wieder zu guten führen. Man müsse halt auch mal Pause vom Angenehmen machen – „alle Tage ist kein Sonntag, alle Tag´ gibt´s keinen Wein“. Arbeitslosigkeit wird irgendwann abgebaut. Das Weltklima pendelt sich nach einer gewissen (wenn auch längeren) Zeit wieder auf für Menschen erträgliches Maß ein. Kriege werden nicht nur geführt, sondern auch beendet.
All das findet man bspw. bei der „Achse des Guten“ oder im Wirtschaftsteil der FAZ – Lust an und Vertrauen auf Ruhe und Ordnung.
Ist nun Ordnung oder Ausnahmezustand das Problem? Offensichtlich ist weder alles schlecht, noch alles gut. Vielleicht liegt das Problem auch in der Lust? Die Unerschütterlichkeit, das unbedingte Festhalten, ohne die Lust eben keine Lust, sondern Behagen ist, verträgt sich hier u.U. schlecht mit ihrem Inhalt.
Wahrscheinlich verkraftet die Demokratie nur schwer Begeisterung, Liebe und Lust (die das ewige Darüberhinaus will) und viel besser das Sich-Abfinden. Ihr dient man besser nicht mit Feuer und Flamme, sondern unaufgeregt herum wurstelnd. Die Einrichtung des Herumwurstelns aber ist auf Dauer gestellt – in der Institution.
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